Sonntag, 20. Januar 2019

Oskar Kokoschka in Zürich

Ausstellung im Kunsthaus Zürich 
vom 14.12.2018 bis 10.3.2019.

«Du warst bei Kokoschka? Und? Haben dir seine Bilder gefallen?». Nein, Kokoschka malt keine Bilder, die «gefallen». Nicht im Sinne von «eine Freude fürs Auge». Aber der Künstler fasziniert. Natürlich kann er malen, das beweisen seine Frühwerke. Aber dann fand er zum Expressionismus – und ist seinem Stil über die Jahrzehnte hinweg treu geblieben. Bei ihm kommt alles verzerrt daher. Ob er bildhübsche Schauspielerinnen abbildet oder Kriegsmonster wie Hitler oder Mussolini. Sogar mythologische Gestalten, die sonst den griechischen Schönheitsidealen zu entsprechen haben – auch die zeigt er verzerrt. Und nicht einmal bei seinen Selbstporträts macht er davor halt.


Ein Frühwerk. 1907-Oskar Kokoschka (1886-1980). 
Mädchen, Hände vor der Brust, 1907-08. Privatsammlung Österreich.


1918-Oskar Kokoschka (1886-1980). 
Selbstbildnis, eine Hand ans Gesicht gelegt, 1918-19. 
Leopold-Museum, Wien.


Das Spannende an dieser Ausstellung ist, dass man – je mehr Bilder man sieht – zu seinem Stil Zugang findet. Dass man seine Verzerrungen gar nicht mehr so irritierend findet. Kokoschka hat mal gesagt, dass er nicht das Äussere abbilden wolle, sondern den Zustand der Seele. Da könnte was dran sein.

Weiterlesen: http://www.artfritz.ch/AUSSTELLUNGEN/zuerich_kokoschka_2019.html


1917-Oskar Kokoschka (1886-1980). 
Liebespaar mit Katze, 1917. Kunsthaus Zürich.



1940-Oskar Kokoschka (1886-1980). 
Das rote Ei, 1940-41. National Galerie Prag.


In London traf Kokoschka backstage die Tänzerin Adèle Astaire. Er fragte sie, ob sie sich für ein Porträt zur Verfügung stellen wolle, und sie willigte ein. Der Künstler und sein Modell harmonierten aber schlecht. Und Adèle war vom künstlerischen Ergebnis wenig angetan. Man mag sie verstehen.













1926-Oskar Kokoschka (1886-1980). 
Adèle Astaire, 1926. Kunsthaus Zürich.

Als das Bild in der Zeitschrift TIME veröffentlicht wurde, schrieb Ihr Bruder, Superstar Fred Astaire, an den Redaktor: «Sir, with your permission, I’d like to give my opinion of the Kokoschka picture of my sister. I think it’s a hideous mess. As great an artist as this man may be today, he certainly goofed in 1926. My sister is a very pretty girl». Hideous steht für abscheulich, widerlich.

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